Der Sommer ist da, die Reiselust groß – aber darf das Herz mit in den Urlaub? Viele unserer Patienten mit Herzerkrankungen sind unsicher, ob längere Reisen gut für sie sind. In den meisten Fällen ist Urlaub durchaus möglich – und kann sogar das Herz-Kreislauf-System positiv beeinflussen. Vorausgesetzt, die Reise ist gut vorbereitet.

Reisen bedeutet oft weniger Stress, mehr Bewegung, neue Eindrücke und Zeit für sich. All das wirkt sich günstig auf das vegetative Nervensystem aus und kann helfen, den Blutdruck zu stabilisieren, Stresshormone zu senken und das Wohlbefinden zu steigern. Gerade bei chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder nach einem Herzinfarkt sind diese Effekte nicht zu unterschätzen. Aber: Herz und Kreislauf reagieren sensibel auf Veränderungen – wie Klima, Zeitverschiebung oder ungewohnte körperliche Belastung. Deshalb ist eine sorgfältige Planung besonders wichtig.

Vor jeder größeren Reise sollte unbedingt eine Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt erfolgen. Dabei wird geklärt, wie belastbar das Herz aktuell ist, ob besondere Risiken bestehen und ob bestimmte Vorsichtsmaßnahmen notwendig sind. Auch Reisezertifikate oder medizinische Atteste – etwa für Fluggesellschaften – können im Rahmen dieses Gesprächs vorbereitet werden. Ebenso wichtig ist ein aktueller Medikamentenplan, möglichst auch in englischer Sprache für Reisen ins Ausland.

Bei der Wahl des Reiseziels empfiehlt es sich, auf ein möglichst gemäßigtes Klima zu achten. Große Hitze über 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit oder Höhenlagen über 1.500 Meter können den Kreislauf belasten und sind für Menschen mit Herzschwäche oder koronarer Herzkrankheit oft ungeeignet. Optimal sind Regionen mit mildem Klima, z. B. an der Nordsee, im Mittelgebirge oder am Mittelmeer außerhalb der Hochsommermonate.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Medikamentenversorgung. Herzmedikamente gehören immer ins Handgepäck – in der Originalverpackung und mit Beipackzettel. Es empfiehlt sich, eine doppelte Menge mitzuführen, aufgeteilt auf Koffer und Handgepäck, falls Gepäck verloren geht. Bei Reisen mit Zeitverschiebung sollte im Vorfeld geklärt werden, wie sich Einnahmezeiten anpassen lassen, vor allem bei Medikamenten wie Blutverdünnern.

Längere Flug- oder Busreisen bringen ein erhöhtes Risiko für Thrombosen mit sich, insbesondere bei eingeschränkter Mobilität oder bestehenden Herzproblemen. Regelmäßiges Aufstehen und Gehen, eine angepasste Trinkmenge sowie das Tragen von Kompressionsstrümpfen sind hier wichtige Vorsichtsmaßnahmen. Auch einfache Übungen wie das Kreisen der Füße oder das Anspannen der Wadenmuskulatur im Sitzen können helfen, die Durchblutung anzuregen.

Auch wenn Sie sich insgesamt belastbar fühlen, sollte der Urlaub nicht zur körperlichen Grenzerfahrung werden. Aktivitäten wie Wandern, Schwimmen oder Besichtigungstouren sind grundsätzlich zu begrüßen – vorausgesetzt, sie erfolgen in einem individuell angepassten Rahmen. Überforderung kann insbesondere bei bestehenden Herzerkrankungen zu Symptomen wie Luftnot, Beschwerden im Brustbereich, Schwindel oder ungewöhnlicher Erschöpfung führen. Solche Warnzeichen sollten ernst genommen und keinesfalls ignoriert werden. Im Zweifel ist medizinischer Rat einzuholen.

Mit realistischen Erwartungen, sorgfältiger Vorbereitung und Achtsamkeit für den eigenen Körper kann der Urlaub eine wertvolle Erholungszeit für Herz und Kreislauf sein.

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